Pietransieri ist einer der vielen natürlichen Festpunkte der deutschen Verteidigung, weil es eine strategische Position einnimmt und es erlaubt, die Gustav-Bernhard Linie zu überwachen. Die Gustav-Bernhard Linie erstreckt sich vom Tyrrhenischen bis zum Adriatischen Meer.
Von den Hügeln von Pietraniseri kommt man schnell ins Tal. Ein Durchbruch der Front an diesem Standort ist deswegen für die Deutschen schwer vorstellbar.
Aufgrund dieser Überzeugung verordnet der Feldmarschall Kesselring, nicht beachtend des Verhaltens der Einwohner, die sich der Räumung entgegenstellen, einen Räumungsbefehl mit Fristablauf am 9. November.
Kesselring ist wahrscheinlich einer von der Zeit und von der Situation gelangweilter Deutscher, der sich mit den letzten Beutezügen beschäftigt, da sich keine signifikativen Ereignisse vom Widerstand der Partisanen ergeben. Er toleriert ruhig das Zusammenleben mit den Einwohnern von Pietraniseri dessen bewusst, dass die sich im Wald aufhalten, mit dem Vieh oder Zuflucht in den Landeshäuser von Limmari gesucht haben.
Doch vom 9. zum 15. November kommt am anderen Ufer des Flusses Sangro die 78te Division der britischen Infanterie an und lässt sich dort nieder. Diese nimmt den Ort unter ungleichmäßigen Kanonenbeschuss und erkundet die Lage nachts anhand von Patrouillen. In den Archiven ist zu lesen, dass die Deutschen weniger als 80 Männer waren und Angst hatten, nachts rauszugehen und somit die wenigen Männer der elften Kompanie zu zerstreuen.
Es ist ihre Aufgabe, ein großes mit Wald bedecktem und unwegsamen Gebiet unter Kontrolle zu halten.
Die Front ist auf strategischer Weise von Osten nach Westen in rechteckigen Abständen eingeteilt, die von der Höhe bis zum Sangro Fluss reichen. Der elften Kompanie steht es zu, das Rechteck, das von Pietransieri sich nach unten erstreckt, unter Kontrolle zu halten.
Es waren Fallschirmjäger, die möglicherweise auch in Russland gewesen waren und über kein großes kriegerisches Wissen verfügten. Es wurde kein Durchkämmen vorgenommen, um die gegen den Räumungsbefehl aufständische Flüchtlinge von der Front zu vertreiben.
Es kommt so zu einer paradoxen Situation: Die Einwohner in den Höfen, die bis dahin für schwierig gehalten hatten, in der Kriegsfront zu stehen, befanden sich nun im Kriegsgebiet auf der Hauptverteidigungslinie der Deutschen. Darüber hinaus befanden sie sich in der schlimmsten vorstellbaren Lage, das heißt zwischen den Deutschen und den Engländern.
Obwohl es anfänglich als unwahrscheinlich scheint, dass es gerade auf dem Standort zu einem Durchbruch der Engländer kommen würde, nimmt diese Wahrscheinlichkeit Gestalt an – die Deutschen fangen an, dies zu befürchten. Die Gustav Linie ist ein komplexes, vom Feldmarschall Kesselring durchdachten Verteidigungssystem, das die zwei Fronten trennt.
Sie besteht aus mehreren integrierten Verteidigungslinien. Im Gebiet von Pietransieri liegt ein Teil der Gustav Linie: die Eberhard Linie.
Am 15. November liegt auch anhand von dem Geheimdienst entnommenen Informationen der Schluss für die Deutschen nahe: Die Engländer haben eine auf gefährlicher Weise ansehnliche Gruppe von Männern an der Front, die aufgrund der deutschen zahlenmäßigen Unterlegenheit zur Attacke bereit ist.