Das Massaker des 21. Novembers 1943

Nach der Kanonade in der Nacht zum 20. November zwischen den zwei Armeen ist es für die Deutschen an der Zeit, die Anweisungen von Kesselring umzusetzen, nämlich verbrannte Erde zu hinterlassen.

Pietransieri, Roccaraso, Rivisondoli, Castel Di Sangro und Ateleta werden vollkommen zerstört - nicht ein einziges Haus steht noch.
Nur Pescocostanzo bleibt dank der glücklichen Lage im Vergleich zu den anderen Orten bewahrt. Es bleiben aber noch ungefähr 300 Flüchtlinge in der Valle della Vita, die sich in den Häusern in der Umgebung versammelt haben.

Die "Cuozz" hatten offensichtlich nicht verstanden, wie ernsthaft die Lage war. Die ganzen Tode bis zum 20. November waren nicht genug gewesen, um sich zu entscheiden, diese Orte zu verlassen.

eccidio 21 novembre
eccidio limmari soldati

Am Morgen des 21. Novembers begaben sich eine Handvoll Soldaten von etwa 7 Deutsche um ungefähr 8 Uhr nach Limmari – die wenigen, die den Mut zu handeln hatten. Sie teilten sich auf und je zwei begaben sich zu den Höfen D'Aloisio, Macerelli und Di Virgilio. Über den siebten Soldaten ist nicht viel bekannt. Vielleicht war es ein Minenträger oder es war der Oberleutnant selbst.

Sie hatten nur die einzige Aufgabe zu erfüllen, angesichts der drohenden britische Attacke das gesamte Gebiet, um jeden Preis zu räumen. Wie denn? Die Höfe angreifen und einen Teil der Flüchtlinge töten - seien es Männer, Frauen oder Kinder und die anderen somit in die Flucht schlagen. Eine klare und eindeutige Botschaft wird ausgesandt.

Das Hof D'Aloisio

Die Soldaten machen sich auf dem Weg, aber es kommt jemand vor ihnen an. Die Dorfbewohner erzählen von der Geste eines "guten Soldaten", der atemlos angerannt kam, um die Flüchtlinge im Hof vor das bevorstehende Massaker zu warnen. Er versuchte zumindest die Jugendlichen und die Kinder so zu retten.

Das Hof D'Aloisio ist in zwei Wohneinheiten aufgeteilt – die erste Einheit bringt 14 Personen unter und die zweite Einheit 8 Personen. Nachdem der gute Soldat die Botschaft gebracht hatte, flieht der Großteil von ihnen. Es blieben 6 Personen zurück, die Ältesten. Der Soldat erreicht auch die anderen Höfe, somit vermag er es, weitere 17 Personen rechtzeitig in die Flucht zu setzen. Alle nehmen verschiedene Wege zur Flucht. Wer versucht, dem Fluss entlangzufliehen, wird es leider nicht schaffen.

Die Handvoll Soldaten kommt an. Ein Mann befindet sich vor dem Haus, 5 Frauen drinnen. Den Mann töten sie draußen, dann gehen sie herein und nehmen die Frauen unter Maschinengewehrfeuer. Vier von ihnen waren in der Wohnküche, während eine gelähmte Frau im Schlafzimmer getötet wird. Die zwei Soldaten bleiben im Hof.

casolare daloisio
casolare daloisio pietransieri limmari

Der Hof Macerelli

Laut der jüngsten Geschichtsschreibung ist die Operation in Limmari ein Terrorakt. Für eine lange Zeit war das Ereignis schwer zu verstehen und zu rekonstruieren. Doch man ging dem Ereignis auf dem Grund und in der Tat war es das Ziel, die Bewohner des Gebiets zu terrorisieren, damit sie den Ort verlassen würden. Somit würde der Ruf der Soldaten aufrechterhalten werden.

Im Hof Macerelli sind 33 Flüchtlinge untergebracht. Der „gute Soldat" kommt auch hier an, um vor der Ankunft seiner Kameraden und vor ihren Plan alle zu töten, die Flüchtlinge rechtzeitig zu warnen. Historische Quellen bestätigen die Existenz des guten Soldaten, seine Identität jedoch wurde nie nachgewiesen.

Im Hof Macerelli befand sich der einzige Ofen der Gegend, der wenige Tage früher gesprengt worden war. Außer dem Ofen wurde ein Teil des Hofs gesprengt. Daraufhin hatten die Flüchtlinge die folgenden Nächte in der Kälte und unter dem Regen verbracht. Sie hatten schon angefangen, die Schäden zu reparieren, was uns sagt, dass die nicht vorhatten, den Ort zu verlassen.

casolare macerelli pietransieri limmari

18 Flüchtlinge gelingt es zu fliehen nach der Warnung des guten Soldaten. Ein Teil von ihnen erlebt trotzdem ein trauriges Ende, abhängend davon, in welcher Richtung sie sich entschieden zu fliehen. Wer nicht geflohen ist – 15 Männer, Frauen und Kinder - wird von den Soldaten aufgehalten, vor dem Haus versammelt und mit Maschinengewehrfeuer abgeschossen.

Der Hof wird danach mit Minen gesprengt. Alles erfolgt ohne jegliche Kommunikation zwischen Deutschen und Italienern. Die gescheiterte Leitung der Evakuierung in den dafür vorgesehenen Tagen und die Abwesenheit der Vertreter der lokalen Institutionen, die auch auf der Flucht waren, behindern jegliche verbalen Austausche zwischen den beiden Nationalitäten. Ohne verbale Kommunikation bleiben in diesem dramatischen Kontext nur Waffen als Mittel zur Kommunikation.

Der Hof Di Virgilio

Zwei der Soldaten mit der Aufgabe, für verbrannte Erde zu sorgen, treffen langsam im Hof Di Virgilio ein:
 

"Weil die deutschen Soldaten sich dem Hof Di Virgilio näherten, stießen sie auf Edorista di Cristoforo, die dabei war, das Brot zu den Höfen zu verteilen. Die Deutschen ermordeten sie, aber sie nahmen das frisch gebackene Brot mit sich." (Maurizio Di Padova).


Der "gute Soldat" schafft es nicht, die anderen Bewohner zu warnen, jedoch tun es an seiner Stelle die Flüchtlinge, die von den anderen Höfen angerannt kamen. Insgesamt steigt die Nummer der Personen, die sich dort aufhalten, deutlich – sie beläuft sich auf ungefähr 80 Personen.

35 Personen entscheiden dortzubleiben, der Rest flüchtet. Die Soldaten versammeln Alle im großen Raum im Erdgeschoss und feuern ab. 35 Personen sterben hier. 15 starben im Hof Macerelli und weitere 6 beim Hof D'Aloisio:

"Sie wurden in einem Lagerraum eingesperrt. Den Gefangenen gelang es, die Tür zu öffnen, um den Deutschen ihr Anliegen zu schildern, doch vergebens. Ein Soldat schoß sie alle mit dem Maschinengewehrfeuer ab." (Maurizio Di Padova).


Nach der Hinrichtung verlassen die Soldaten die Opfer und begeben sich zum Hof Macerelli, wo sie sich mit dem anderen Paar Soldaten wiedervereinigen, die das Gleiche dort vollzogen hatten. Wahrscheinlich ist auch der Oberleutnant Shulemburg oder der Minenträger mit ihnen dabei. Alle 5 brechen auf in Richtung Hof D'Amico, das mittlerweile voll von Leuten ist.

Der Hof D'Amico

Hier sind etwa 60 Personen untergebracht. Es wird mit Schrecken und in einem Durcheinander erzählt, was sich soeben in den anderen Höfen vollendet hat. Dann kommen die Deutschen.

Die erste Person, auf die sie stoßen, ist eine der Schwestern von Virginia Macerelli. Ihr wird befohlen, ein Feuer zu machen. Die Frau fragt ihrer Großmutter, ob sie das erledigen kann, Laura Calabrese (76), die sich auf die Suche nach Holz macht. Dies stellt ihre Rettung dar, denn das Suchen wird sie fern genug vom Bereich der Deutschen bringen, die schon mit anderem beschäftigt waren.

Die Soldaten verstecken eine Maschinenpistole hinter einer Hecke. Sie treiben alle für eine "Durchsuchung" vor dem Haus zusammen und versammeln diejenigen, die schon draußen sind, nahe an einem Baum. Beim Verlassen des Hauses werden die Flüchtlinge von Kugelhagel getroffen. 53 Personen sterben. Zeugen, die sich in dem Moment in der Gegend befanden, erzählen vom schmerz- und qualgefüllten Geschrei. Es erhoben sich derartige Schreie von Schmerz und Leid, dass sie den Lärm der Maschinenpistole übertönten.

Die Personen, die bereits draußen vor dem großen Baum waren, werden durch eine Mine zusammen mit dem Baumstamm in die Luft gesprengt.
 

"Es war ein grauenvoller Anblick. All die Leichen bildeten einen Kreis um den verbrannten Baumstamm, der nach der Minenexplosion kaum noch existierte. Auch Di Cristoforo samt den anderen Männern, die im Wald waren, gelang auf dem Ort. Mit dem Licht, das er mit sich brachte, erkannte ich meine Frau und meinen Sohn wieder. Evaldo, mein Sohn kniete noch und seine Augen waren offengeblieben. Er schaute nach oben. Ich nahm seinen Kopf in die Hände, denn es sah so aus, als wollte er mir etwas sagen, aber eine Kugel war in die Schläfe eingedrungen." (Italino Oddis).

 

Diese Hinrichtung hinterlässt nur zwei Überlebende, nämlich die kleine Virginia Macerelli und Flavio, ihr Altersgenosse. Virginia überlebt, weil ihre Mutter sie mit ihrem Körper vom Kugelhagel bewahrt hat. Sie erleidet Schusswunden an den Armen und an einem Bein.

Trotz der Leiden ist sie genug kaltblütig, um von den Soldaten nicht bemerkt zu werden. Vor allem in den Momenten, in denen ein Soldat, vielleicht auch der Oberleutnant selbst, diejenigen, die noch im Sterben liegen und sich am Boden wälzen, mit einem Schuss in der Stirn oder im Genick hinrichten. Die Deutschen ziehen weiter, aber zuerst sehen sie womöglich die Würde ihres Handelns ein und entscheiden alle Spuren dessen zu beseitigen. Später würden sie zurückkommen, um alles zu entzünden und ihre Tat zu löschen.

Virginia wird am Tag danach von ihrer Großmutter gerettet. Flavio wird vergessen und stirbt kurze Zeit später.